RUVIVAL ist ein Projekt im Rahmen der Hamburg Open Online University (HOOU), welches seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung von e-Learning Materialien zur nachhaltigen ländlichen Entwicklung legt. RUVIVAL existiert seit 2016 mit dem Ziel, Wissen über nachhaltige Techniken, insbesondere im Bereich des Gewässer- und Bodenschutzes zu verbreiten.
Das von RUVIVAL entwickelte Material besteht aus vier Teilen: der Toolbox, Vorlesungen, einem Planspiel und Community Projekten. Neue Materialien werden jede Woche auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch veröffentlicht. Die Materialien werden gemeinsam mit Masterstudierenden, Promovierenden und/oder Forschenden am Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz (AWW) der Technischen Universität Hamburg (TUHH) hergestellt.
Anwendungsorientierte Materialien befinden sich in der Toolbox, in der unterschiedliche Hilfsmittel bereitgestellt werden, um den ländlichen Raum wieder aufleben zu lassen, Synergien zu nutzen und degradierte, meist erodierte Landschaften wieder nutzbar zu machen. Eine Einführung in das jeweilige Thema bietet ein kurzes animiertes Video am Anfang der Toolbox, welches mit der Stop-Motion Technik hergestellt wurde.
Was sind Stop-Motion-Videos und wieso sind sie so wichtig für RUVIVAL?
Stop-Motion ist eine visuelle Technik des Geschichtenerzählens und bereits seit über einem Jahrhundert in der Filmproduktion bekannt. Es ist sogar die erste Animationstechnik überhaupt. Durch eine Reihe von einzelnen Bildern, die schnell hintereinander gezeigt werden, entsteht eine Illusion der Bewegung. Bei der Stop-Motion-Technik werden Ideen oft als eine Verbindung aus Kunst, Bewegung und Metaphern vermittelt.
Bei RUVIVAL benutzen wir die Stop-Motion-Technik, um komplexe Themen in einer simplen und beschreibenden Art darzustellen, bei der die Sprache nicht im Vordergrund steht. Der besondere Stil unserer Videos nennt sich Cut-Out-Animation. Bei dieser Technik werden flache Materialien wie z.B. Papier oder Stoff verwendet, um eine 2D Animation herzustellen. Wir fokussieren uns hierbei auf handgemachte Szenen im kleinen Format und haben mit der Zeit schon einiges über den Aufbau eines provisorischen Stop-Motion-Studios gelernt. Alle Bilder, die in den RUVIVAL-Stop-Motion-Videos genutzt werden, sind von unseren Mitwirkenden handgezeichnet. Alle genutzten Sound-Effekte sind frei zugänglich.
Uns ist es sehr wichtig, dass unsere Videos eine weltweite Zielgruppe erreichen. Teil unseres Konzeptes ist es, eine abstrakte Ikonographie zu schaffen, die zu Personen mit diversen kulturellen Hintergründen spricht. Wir benutzen eine Bild- und Symbolsprache, die so generell wie möglich ist. Das kann insbesondere an den menschlichen Darstellungen in unseren Videos beobachtet werden, die in einer abstrakten Weise gezeichnet sind und so keine geschlechtsspezifische, ethnische oder gar rassistische Stereotype reproduzieren. Diese Form der Darstellung bietet eine Projektionsfläche zur breiten Identifikation und schafft so trotz Abstratkion einen persönlcihen Bezug. Nachfolgend sind ein paar Beispiele von unseren Bildern zu sehen.
Außerdem haben wir in den letzten Jahren gelernt, dass nicht nur menschliche Charaktere ein Video universell machen. So haben wir zum Beispiel in unseren ersten Videos noch Bilder von Häusern und Bauernhöfen genutzt, die an die Architektur von US-Farmhäuser erinnern. Dies haben wir mittlerweile in den neueren Videos korrigiert, indem wir abstraktere Formen nutzen, wie auf den nachfolgenden Bildern zu sehen ist.
Zusätzlich verzichten wir auf Text in den Videos, damit Personen aus aller Welt die Videos in einer visuellen und nicht-textlichen Art und Weise verstehen können. Um dies zu erreichen, mussten wir unsere eigene Bildsprache für bestimmte wiederkehrende Konzepte entwickeln. Zum Beispiel haben wir das nachfolgende Bild entwickelt, um ökologische Vorteile darzustellen. Mit diesem Schritt zu einer nicht-textlichen Bildsprache entsteht außerdem der Vorteil, dass für spätere Übersetzungen dasselbe Video genutzt werden kann. Für ein einfaches Verständnis wird der Ton zum Video von einem professionellen Sprecher im Tonstudio eingesprochen.
Wie sieht der Produktionsablauf aus?
Seitdem wir 2016 angefangen haben, Videos zu produzieren, wurde schon viel erreicht und der Produktionsablauf wurde immer weiter verbessert. Der Produktionsablauf besteht aus drei Teilen: Vorproduktion, Studioproduktion und Postproduktion. Ein kleiner Überblick über die Produktion als Video:
Teil 1. Vorproduktion
Jede Produktion fängt mit der Vorproduktionsphase an, in der das ganze Video geplant wird und die Storyboards entstehen. Diese werden mehrfach überprüft und besprochen, bevor das Video dann gefilmt wird. So verbessern wir die Qualität der Videos und müssen am Ende keine Szenen nachdrehen, falls sie nicht so wirken wie sie sollten. Im ersten Schritt schreiben Studierende ein Skript, welches danach von den Betreuer_innen Korrekturgelesen wird. Danach wird das Skript in mehrere Szenen aufgeteilt, wodurch das Storyboard entsteht. Das Storyboard wird zunächst in Tabellenform angefertigt, in der jeweils beschrieben wird, was in den jeweiligen Szenen passiert, welche Elemente genutzt werden und wie die Geschichte sein wird. Das so entstandene Storyboard erhält dann abermals Feedback und Kritik von den Betreuenden. Eine Vorlage zu unserem tabellarischen Storyboard kann hier heruntergeladen werden.
Sobald das tabellarische Storyboard genehmigt ist, wird ein animiertes Storyboard in PowerPoint erstellt, in welchem die Studentin oder der Student Bilder aus unserer Datenbank und/oder dem Internet benutzt und die Erzählstimme mit ihrer bzw. seiner eigenen Stimme einspricht. Dieses animierte Storyboard ist sehr wichtig für unseren Produktionsprozess, da es uns hilft, die finale Version des Videos bildlich vorzustellen. Außerdem kann so überprüft werden, ob das Video die Aufmerksamkeit der Zusehenden gewinnen kann. Wir haben einen Leitfaden erarbeitet, dem wir mittlerweile folgen, wenn wir ein Video produzieren. Dieser Leitfaden wird in unserer folgenden Schritt-für-Schritt Anleitung aufgezeigt.
Die wichtigsten Aspekte, die man bei einer Szene bedenken muss, sind:
- Folge den in der Fotografie eingesetzten Gestaltungsregeln wie dem „Goldene Schnitt” oder der „Drittel-Regel“. Der „Goldene Schnitt” basiert auf dem Verhältnis von 1 zu 1,618 und kreiert ein Harmonieempfinden und Gleichgewicht bei den Betrachtenden. Der Goldene Schnitt ist überall in der Natur zu finden, weshalb er ansprechend für das menschliche Auge erscheint. In der Fotografie kann der „Goldene Schnitt” mit Hilfe des Phi Grids, oder der Fibonacci-Spirale angewendet werden. Das Phi Grid entsteht, indem das Bild in neun Sektionen unterteilt wird, wodurch ein Raster im Verhältnis 1:0,618:1 entsteht. Es wird angewendet, indem wichtige Elemente des Bildes entlang der Rasterlinien oder an den Schnittstellen angeordnet werden. Die Fibonacci-Spirale hingegen basiert auf der Fibonacci-Folge und wird angewendet, indem ein Element mit den meisten Details in das kleinste Viereck und der Rest des Objekts entlang der Spirale angeordnet wird. Die „Drittel-Regel” ist ähnlich zu dem Phi Grid, hierbei wird das Bild in 9 gleich große Teile aufgeteilt und die wichtigen Elemente werden entlang der Linien und/oder der Schnittstellen angeordnet.
- Gestalte die Szene so simpel wie möglich, da zu viele Elemente den Betrachter verwirren, oder die Aufmerksamkeit von den wichtigen Elementen wegnehmen können.
- Definiere den Ablauf, damit es immer nur einen Fokuspunkt zurzeit gibt und die einzelnen Objekte sich nicht gegenseitig die Aufmerksamkeit nehmen.
- Benutze den gleichen Stil für alle Zeichnungen, die im Video verwendet werden und sei einheitlich, also, benutze den gleichen Stil um Personen, die Umwelt, etc. darzustellen.
- Vermeide Text!
Sobald das animierte Storyboard ausgereift ist, können die Bilder für das Video final gezeichnet werden. Wir versuchen, denselben Stil für alle Zeichnungen zu benutzen. Da alle Bilder von den Studierenden handgemalt werden, haben wir einen Stil entwickelt, der schlicht ist und einfach von allen angewandt werden kann. Von Anfang an haben wir die Zeichnungen für die Videos gesammelt und zu unserer Datenbank hinzugefügt, sodass wir mittlerweile über 400 Bilder haben. Daher müssen nur wenige Bilder neu gemalt werden, um ein neues Video zu produzieren. Nachdem alle Bilder gemalt sind, werden sie ausgedruckt, zurechtgeschnitten und szenenweise in Umschläge sortiert. Danach sind wir bereit, um ins Studio zu gehen.
Teil 2. Studioproduktion
Die Studioproduktion besteht aus zwei Teilen: dem Filmen des Videos und dem Aufnehmen des Tons. Gefilmt wird im Studio des Multimedia Kontors Hamburg (MMKH). Deren Studio hat eine Kamera, die über einem Tisch mit einem Stativ befestigt ist auf dem die einzelnen Szenen arrangiert und aufgenommen werden. Um ein ungefähr 3-minütiges Stop-Motion-Video zu filmen, werden üblicherweise fünf bis acht Stunden gebraucht. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass ein Vorsortieren der Bilder in Umschläge für die jeweiligen Szenen die benötigte Zeit für das Filmen verringert, da jedes Video eine Vielzahl an Bildern hat und es manchmal lange dauern kann, die kleinen Bilder wiederzufinden. Der Ton wird auch in einem Studio aufgenommen, in unserem Fall ist dies ein Tonstudio mit einem professionellen Sprecher, der Muttersprachler ist.
Teil 3. Postproduktion
Der letzte Teil des Produktionsprozesses ist die Postproduktion. Diese findet in einem Schnittraum des Instituts für Technische Bildung und Hochschuldidaktik (iTBH) statt, in dem ein Computer mit professioneller Schnittsoftware zur Verfügung steht. Dort werden die Videobilder mit dem professionell aufgenommenen Ton zusammengesetzt. Zusätzlich werden Soundeffekte eingefügt, damit das Video unterhaltsamer wird.
Da wir so viele Personen mit so vielen Sprachen wie möglich erreichen wollen, sind alle Videos von uns für Beiträge offen, sodass du hier Untertitel in jeder Sprache einfach hinzufügen kannst. Wir freuen uns sehr über jedes Feedback zu unseren Videos, das du uns gerne über die Kontaktform schicken kannst.
Um dir anzuschauen, wie der Produktionsprozess tatsächlich aussieht, schau dir die nachfolgenden Bilder an.
Dieser Beitrag wurde verfasst von Carla Orozco García und Dr. Ruth Schaldach.
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